Mittwoch, 21. Februar 2018

2. bundesweite Fachtagung der Begleitservices im Öffentlichen Personennahverkehr in Saarbrücken

Bundenetzwerk der Begleitservices im ÖPNV

Bundenetzwerk der Begleitservices im ÖPNV

Begleitservices im ÖPNV müssen eine feste Institution bei den Maßnahmen der Jobcenter werden. Das forderte Prof. Dr. Daniel Bieber vom Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft bei der zweiten bundesweiten Fachtagung der Begleitservices im Öffentlichen Personennahverkehr, die am 21. Februar in Saarbrücken stattfand. Die Existenz eines Begleitdienstes dürfe nicht immer wieder ganz oder teilweise in Frage gestellt und von Änderungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen abhängig sein, warnte Bieber. Er forderte eine kontinuierliche finanzielle und personelle Ausstattung und Infrastruktur, um langfristig planen zu können. Begleiter beziehungsweise Lotsen stellten eine wichtige Unterstützung für ältere oder gehbehinderte Menschen dar und müssten deshalb dauerhaft und nicht nur für einen bestimmten Zweitraum in einer Maßnahme beschäftigt sein.


Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger betonte, dass „die Begleitservices im ÖPNV, wie sie auch hier im Saarland von mobisaar in vorbildlicher Weise umgesetzt werden, für viele ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen wichtig sind, um auch ohne Auto mobil bleiben zu können. Dabei ist es den Initiatoren gelungen, ein breites Bündnis aus den Vertretern der Betroffenen, Behörden, Verkehrsunternehmen- und Verbünden, den Wohlfahrts- und Sozialverbänden, Bildungsträgern und vielen weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren zu schmieden. Dieser umfassende Ansatz ist sicher eines der Erfolgsgeheimnisse von mobisaar. Die Auszeichnungen für das Vorgänger-Projekt „Mobia“ und die positiven Rückmeldungen der Fahrgäste bestätigen das.“


Peter Edlinger, Geschäftsführer des Saarbrücker Verkehrsunternehmen Saarbahn, hob hervor: „Gerade ältere und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sind auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs angewiesen, wenn längere Fußwege und Autofahren nicht mehr möglich sind. Als Fahrgäste haben sie besondere Bedürfnisse, denen wir als modernes und kundenorientiertes Verkehrsunternehmen im besonderen Maße Rechnung tragen möchten. Deshalb arbeitet die Saarbahn sehr erfolgreich gemeinsam mit den Partnern im Projekt mobisaar an Lösungsansätzen, wie Menschen bis ins hohe Alter mit öffentlichen Verkehrsmitteln mobil sein können.“


Zu den wichtigen Zielen gehört im öffentlichen Personennahverkehr die konsequente Umsetzung der Barrierefreiheit. Viele Haltestellen bieten bereits heute akustische und optische Orientierungshilfen und Anzeigesysteme. Moderne Fahrzeuge verfügen über akustische Türschließwarnung oder auch taktile Leitsysteme für Fahrgäste mit eingeschränktem Sehvermögen. „Barrierefreiheit aber reicht nicht immer, auch wenn sie die große Herausforderung des ÖPNV in den nächsten Jahren bleibt. Die Nutzung von Bus und Bahn ist für mobilitätseingeschränkte Menschen oft nicht einfach – viele benötigen individuelle Unterstützung, um ihre täglichen Wege zu bewältigen. Wir sind strategischer Partner von mobisaar, weil der ÖPNV in einer älter werdenden Gesellschaft immer wichtiger wird und wir mit mobisaar die Chance nutzen, einen ÖPNV für alle zu schaffen – saarlandweit“, sagte Elke Schmidt, Geschäftsführerin des saarVV, die die Fachtagung eröffnete.


Die Fachtagung wurde vom bundesweiten Netzwerk der Begleitservices im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) organisiert. Das im Januar 2016 gegründete Netzwerk diskutierte anlässlich der Tagung die Möglichkeiten sozialer Teilhabe in alternden Gesellschaften durch den zusätzlichen Service für Fahrgäste im ÖPNV und die Einbindung von Langzeitarbeitslosen. Das Netzwerk bringt Verkehrsverbünde und Vertreter aus 15 Städten und Kommunen, in denen älteren und mobilitätseingeschränkten Fahrgästen Begleitdienste angeboten werden, zum Austausch zusammen. Im Rahmen der Fachtagung verabschiedete das Netzwerk ein Positionspapier mit dem Ziel, Politik und Arbeitsverwaltung auf allen Ebenen eine Kooperation anzubieten.


Insgesamt nahmen über 150 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet an der Veranstaltung aus verschiedenen Bereichen teil: Vertreter älterer und behinderter Menschen, die Vertreter von Begleitdiensten aus der ganzen Republik, Vertreter von Politik und Verwaltung, Jobcentern, Verkehrsbetrieben und Ehrenamtlichen.


Die Begleitdienste für den ÖPNV leisten einen bedeutenden gesellschaftlichen Beitrag zur Steigerung der sozialen Teilhabe Älterer und Mobilitätseingeschränkter und gleichzeitig zur Integration Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt. Zu berücksichtigen sind die vielfältigen Anforderungen der unterschiedlichen Kundengruppen, die ein hohes Maß an Qualifizierung und Betreuung der Fahrgastbegleiter erforderlich machen.


Eine große Herausforderung stellt die Umgebung im ländlichen Raum dar: Es ist schwer, dort Begleitdienste nur mit hauptamtlichen Fahrgastbegleitern anzubieten, nicht zuletzt wegen der Arbeitszeiten. Das Netzwerk sieht im Einsatz von Ehrenamtlichen eine große Chance, um eine Ausdehnung der Servicezeiten in die Abendstunden und an den Wochenenden zu ermöglichen, so dass soziale Teilhabe der Kunden auch abends gewährleistet werden kann. Gerade in ländlichen Regionen mit sehr schlechter ÖPNV-Anbindung können neue innovative Mobilitätskonzepte, auch durch Einbindung des PKW und mit Einbindung ehrenamtlichen Engagements.


Organisiert wurde die Tagung vom Saarländischen Verkehrsverbund (saarVV) und dem Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso-Institut) in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der Rheinbahn AG Düsseldorf und dem Katholischen Männerfürsorgeverein München.

Veranstalter der Fachtagung waren:

  • Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V., Saarbrücken
  • Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH (saarVV), Völklingen

Mitveranstalter der Fachtagung waren:

  • Verkehrsverbund Berlin Brandenburg GmbH (VBB) GmbH, Berlin
  • Rheinbahn AG, Düsseldorf
  • Katholische Männerfürsorgeverein e.V., München

Partner von mobisaar sind:

  • Saarbahn GmbH, Saarbrücken (Verbundkoordinator)
  • Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V., Saarbrücken
  • Saarländische Nahverkehrs-Service GmbH (saarVV), Völklingen
  • Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, Saarbrücken
  • B2M Software GmbH, Karlsruhe
  • Neue Arbeit Saar gGmbH, Saarbrücken
  • Landesgemeinschaft PRO Ehrenamt e.V., Saarbrücken
  • Diakonische Werk an der Saar gGmbH (Bahnhofsmission), Saarbrücken
  • Sozialverband VdK, Saarbrücken

Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es auch unter www.mobisaar-veranstaltungen.com.